Premiere: Frühlings Erwachen!

Montag, 4. Oktober 2010

Frühlings Erwachen! in der Fassung von Nuran David Calis nach Frank Wedekind feierte am 2. Oktober Premiere in den Kammerspielen.

Hier die ersten Pressestimmen:

Krone OÖ/Elisabeth Rathenböck
Insgesamt ist Regisseur Holger Schober mit "Frühlings Erwachen!" von Wedekind/Calis eine stimmige, pfiffige und mitreißende Inszenierung gelungen. In den Linzer Kammerspielen wird damit gutes Theater für junge Leute geboten! Am Samstag erhielt die österreichische Erstaufführung in den Linzer Kammerspielen heftigen Beifall. Holger Schober inszeniert die Geschichte in einem Schwimmbad (Bühne: Christian Etsch Elgner). Schober steht ein wunderbares Ensemble zur Verfügung. Allen voran beeindruckt Ralf Wegner (Moritz), der sich vom Schüchti zum Rapper verwandelt. Sehr überzeugend: Elisabeth Hütter als Martha, die zu Hause geschlagen wird, aber an Träumen festhält.

Neues Volksblatt/Philipp Wagenhofer
Schobers Inszenierung, die nie moralisierend wirkt, findet einen brauchbaren Weg, zwischen dem pubertären Auftrumpfen der Jugendlichen und ihren Unsicherheiten, zwischen Aggressionen und zarten Gefühlen, den Irrungen, Wirrungen und Dramen zu vermitteln.
Die Schauspieler überzeugten allesamt, selbst in den Gesangseinlagen, die ziemlich konträr zur Partymusik ganz inwendig machen (Texte von Schober, Musik von Sue-Alice Okukubo), ... Ein wunderbares Duett von Wawrik und Dulisch bekommt man zu hören. Und ihr als Schattenspiel inszenierter Akt ist ein ganz eindringlicher Moment.


ÖSTERREICH
In den Kammerspielen des Linzer Landestheaters gab' s am Samstag viel Applaus für die neue Version von Frühlings Erwachen. Regisseur Holger Schober hat die moderne Version der Tragödie (Text: Nuran David Calis) laut und fast trashig inszeniert.
Melchior (hervorragend: Bastian Dulisch), Wendla (Katharina Wawrik), Moritz (Ralf Wegner) und die anderen Teenager treffen einander in einem Freibad. Das ist für Party & Saufen ebenso gut geeignet wie für tiefschürfende Gespräche oder berührende Szenen wie einen ersten Kuss. Die Inszenierung zeigt die Ambivalenz der Figuren klar auf, die einerseits ihre Lust auf Spaß und Sex ausleben wollen, andererseits jedoch immer wieder an ihre Grenzen stoßen.


OÖN/Peter Grubmüller
Dem "u\\hof:", der Jugendabteilung am Linzer Landestheater, gelang mit dem von Nuran David Calis in die Gegenwart gehobenen Theaterklassiker "Frühlings Erwachen" (Frank Wedekind) ein spektakulärer Saisonstart, der auf den Nerv zielt und ihn trifft.

"Frühlingserwachen" ist ein herrliches Wort. Man denkt an sprießende Knospen, an einschießende Säfte. Es ist die Zeit der verlässlichen Wunder der Natur. Beim Menschen heißt das Pubertät.
Plötzlich sollen Teenager den Unterschied zwischen Liebe, Sex und Porno aus dem Ärmel schütteln, die Konsequenzen sind Frustration und Konflikt - manchmal sogar Katastrophe. Das konnte jeder in der Schule bei Wedekind nachlesen.


In Nuran David Calis' Fassung, die der scheidende u\\hof:-Leiter Holger Schober in herrlichen Bildern inszenierte, wird nicht nur Staub vom Reclam-Heft geblasen, sondern der zeitlose Kern des Wedekind-Stoffes (1906 uraufgeführt) mit herrlicher Sorgfalt freigelegt. Die prächtige Bühne von Christian Etsch Elgner ist ein Freibad, hier kommt die junge Horde zusammen, hier treffen sich der schöne Melchior (ein prächtiges Linz-Debüt von Bastian Dulisch), die kecke Wendla (Katharina Wawrik glänzt facettenreich) und der grüblerisch zarte Moritz (grandios: Ralf Wegner). Sie setzen ihren Problemen Party-Masken auf, aber die großen Fragen lassen sich nicht aus der Welt feiern.


Wie schon vor Jahrhunderten taumeln die Jugendlichen in ihrer zerzausten Gefühlswelt. Die daheim geprügelte Martha (fast schmerzhaft gut: Elisabeth Hütter) nimmt mit ihrem Handy auf, woran sie sich erinnern und was sie vergessen möchte. Ilse (fast zu erwachsen: Katharina Halus) schläft mit allen Burschen, um nichts fühlen zu müssen (Melchior: "Ilse ist wie der McDonald's am Taubenmarkt, da war schon jeder drin").


Wendla reißt sich vom Rockzipfel ihrer Mutter (Katharina Vötter) los, sehnt sich nach schlechten Erfahrungen, bevor sie gar keine macht, und wird von Melchior schwanger. Moritz hat die Klasse geschafft, aber sein Vater und die Lehrer beschließen, ihn nicht aufsteigen zu lassen. Moritz sieht keine andere Möglichkeit, als sich umzubringen. Von Schober hinzugefügt und besonders wichtig ist der eindringliche Vater-Monolog (der berührende Joachim Rathke), der die Ratlosigkeit der Eltern in Worte gießt.


Stückinfo und Termine