Nachlese In den Alpen

Dienstag, 18. Oktober 2011



Die Berge rufen. Gibt es nach einer Katastrophe angemessene Worte? Nach Oslo? Nach 9/11? Nach dem Brand der Kitzsteingams vor 11 Jahren in Kaprun? Nach dem Holocaust? Oder ist alles was folgt einfach Gerede und der Versuch sich jeglicher Schuld zu entbinden. Oder einfach zur ökonomie- und leistungsorientierten Tagesordnung zurückzukehren.
Am 16. Oktober war Premiere von Elfriede Jelineks In den Alpen in den Linzer Kammerspielen. Heftige Problematiken in schwindelerregender Höhe, die auch unsere Damen und Herren von der Journaille nicht kalt lassen:

„Dieses Stück ist nichts für Berieselungstheatergeher“, formuliert Silvia Nagl in den OÖ Nachrichten. Und meint es nicht als Warnung, sondern als Kompliment. Denn es sei, so das fachfrauliche Urteil, ein „beeindruckender Theaterabend“. Jelinek verfüge über „Sprachwitz, schwarzen Humor und auch bösen Zynismus“ und Regisseur Witmann habe ein „feines Gehör für solche (Zwischen-)Töne und viel Gerspür für das jeweils richtige Tempo“ für „die überbordende Sprachmelodie“. Das Ensemble findet sie „sprachlich hervorragend“, „darstellerisch stark“ und „gut einstudiert“.

„Beachtlich“, findet Werner Thuswaldner in den Salzburger Nachrichten gleich in der Überzeile das richtige Wort. Der Regisseur „strukturiert die Sprachmasse sehr klug“. Er führe eine „rasante Sprachchoreografie“ vor. Zum Ensemble: „Zeigt Stärke“ und bewältige „die langen chorisch oder einzeln gesprochenen Monologe mit Bravour“. Bravo!

Elisabeth Vera Rathenböck von der OÖ Krone fasst zusammen, dass Christian Wittmanns Inszenierung sich als „kurzweiliger Sprach- und Denkkosmos“ entfalte. Das Ensemble zeige „deutlich Freude an der Sprache“. „Durchgehend spannend“ sowie „bravourös“, sei der Abend.

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Nachlese Die Grönholm-Methode

Montag, 17. Oktober 2011

Haifischbecken. Ein Psychokrimi aus der Arbeitswelt steht im Eisenhand auf dem Programm. In der Grönholm-Methode treten vier Karrieristen gegen einander um einen Manager-Job an. Die Kombination aus seelischem Exhibitionismus und Machtspielen während eines Auswahlverfahrens ist nicht nur pure Fantasie. Das bitterböse Bühnenstück über die Absurdität der heutigen Arbeitswelt von Jordi Galceran trifft den Nerv der Zeit. Packend wie ein Thriller, das flashte auch die Zeitungsmenschen:

„Christian Manuel Oliveira, Georg Bonn, Nancy Fischer und Björn Büchner bedienen die Palette zwischen Beklemmung, aalglatter Aggression und kühler Berechnung“, lobt Milli Hornegger in der OÖ Krone das Ensemble. André Turnheims Inszenierung „filtert auch den Witz aus dem Wahnsinn“, „sehenswert bis zum überraschenden Ende“, so das Urteil.

„Psychokrieg“, „krimiartiges Kammerspiel“, „zwei Stunden lang Spannung“ – findet Andreas Hutter im Neuen Volksblatt Worte für Die Grönholm-Methode. Sowohl der Text, als auch „die schnörkellose Inszenierung durch André Turnheim“, ziehe den Zuschauer hinein „wie in einen Sog“. Hilfreich dabei sei auch „die kühl-sachlich durchgestylte Ausstattung von Barbara Aigner“. Für’s Ensemble gibt’s extra Respekt: „Bestechend vor allem Christian Manuel Oliveira; und Nancy Fischer, deren perfekte Verkörperung einer monströsen Karrierefrau,..., schaudern macht.“
   
In den OÖ Nachrichten stellt Silvia Nagl fest „Regisseur André Turnheim nimmt die Spannung auf, verlässt sich auf den Text und die Darstellkunst seines Teams.“ Christian Manuel Oliveira brilliert als zynischer Fiesling, Björn Büchner gibt überzeugend den jovial Lässigen.“

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Katharina Hofmann for Nestroy!

Unser Ensemblemitglied, die Schauspielerin Katharina Hofmann, ist für den NESTROY-Publikumspreis 2011 nominiert! Damit tritt sie gegen die Nominierten aus anderen österreichischen Landestheatern und Wiener Bühnen an. Ein virtuelles schauspielerisches Ländermatch zwischen Linz, Bregenz, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, St. Pölten, Salzburg und Wien.

Der/die Künstler/in mit den meisten Stimmen wird bei der Verleihung des NESTROY-Preises am 14. November im Raimund Theater mit einem „NESTROY“, der höchsten Theaterauszeichnung des Landes, gekrönt. Helfen Sie mit und stimmen Sie für Ihren Publikumsliebling des Landestheaters Linz!

Der Publikumspreis ist eine noch junge Kategorie beim NESTROY, bei der die Theaterfreunde ihre Lieblingsschauspielerin / ihren Lieblingsschauspieler direkt wählen können.

Die offizielle Publikumswahl startet am 17. Oktober auf der Nestroy-Website.

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Ballett-Premiere Michelangelo

Mittwoch, 12. Oktober 2011



Bewegte Skulpturen. Chef-Choreograf Jochen Ulrich hat mit seiner Compagnie das Universalgenie Michelangelo zum Leben erweckt. Der zweistündige Ballettabend wurde vom Publikum mit ausladendem Applaus und viel Jubel bedacht. Auch die Kritiker in Tageszeitungen und Fachmedien gingen da d’accord:

„Grandioses Ballett“, „betörendes Ballett-Werk“, so die ersten salbungsvollen Worte Milli Horneggers in der OÖ Krone. Jochen Ulrich sei ein „Meister des Geschichtenerzählens“, „da wird Kunst buchstäblich zum Leben erweckt“.

„Umjubeltes Tanztheater“, „wie aus Michelangelos Skizzenblock entnommen“, formuliert es Silvia Nagl in den OÖ Nachrichten. Jochen Ulrich habe den Skulpturen „Bewegung gegeben“. Das Tanztheater würde das Werk Michelangelos „kongenial umkreisen“. Das Ensemble taxiert sie als „großartig“.
   
In Tanz.at spricht Ditta Rudle von einem „fesselnden Tanzabend“, der auch „fesselnde Anregungen“ gebe, über Künstler und Kunst im allgemeinen Nachzudenken. Auch die Musik, eine runde Sache: „Dennis Russell Davies dirigiert einfühlsam und ohne Hektik. Fast möchte man meinen, Pärt und Britten hätten die Werke eigens für dieses Ballett komponiert.“ Das Linzer Publikum habe „seinen Ballettchef längst zum Star erklärt“, so das Fazit. „... und ehrte ihn samt seiner Balletttruppe mit lang anhaltenden Ovationen“.

Georg Höfer zeigt sich im Neuen Volksblatt ebenfalls ganz verzückt: „Grandiose Ballettleistungen“. Jochen Ulrichs Michelangelo gebe „seiner Truppe Gelegenheit zu erstaunlichen Leistungen“; weiter unten bezeichnet der die Kompagnie als „sich selbst übertreffendes Ballettensemble“. Musikalisch ist Herr Höfer auch zufrieden, Dennis Russell Davies führte „mit sicherer Hand ... das disziplinierte Bruckner Orchester“. Als „Musikalische Höhepunkte“ bezeichnet er „die solistischen Leistungen von Mario Seriakov und Maki Namekawa“. Sein Resümee: ein „bemerkenswerter Ballettabend“, „mit langem Applaus belohnt“, der „einen Ehrenplatz in der Ballettgeschichte des Landestheaters verdient.“

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u\hof:-Premiere - An der Arche um acht

Dienstag, 11. Oktober 2011



Drei Pinguine sind einer zuviel. Bei der ersten Premiere des u\hof: wurden Tränen gelacht. Programmtisch für das Stück An der Arche um acht. Gott reicht es und er beschwört die Sintflut herauf, die unter den Menschen und Tieren „aufräumen“ soll. Archen-Bauer Noah hat sich vor lauter Stress im Schiff versteckt, während sein Adjutant die Taube noch die letzten Tiere einklaubt. Es sind dies zwei Pinguine mit einem überaus großen Koffer... Megaapplaus für tierischen Darsteller und das Leitungsteam.

Das Wort zum Sonntag freute in der Krone besonders. Da schrieb Milli Hornegger gleich im Vorspann: „genialer Regieeinstand von John F. Kutil“, „macht auch größeren (und älteren) BesucherInnen so richtig Spaß!“ Die kleine „aber von Jan Hax Halama genial genutzte u\hof: Bühne“ wird „zu einer Spielwiese für ein wunderbares neues Team“. Die Kostüme begeisterten: „Jan Hax Halama hat die Pinguin-Seele offenbar bis ins Detail erforscht“. Den DarstellerInnen zuzuschauen sei „die reine Freude, darüber hinaus verfügen sie auch über beachtliche musikalische Fähigkeiten.“

Andreas Hutter konstatiert im schon-eher christlich orientierten Neuen Volksblatt, dass hier ein „großes Thema gescheit verhandelt“ werde. „Angereichert mit viel Situationskomik und humorvollen kleinen Gags, die noch der kleinste Nebensatz bereithält“. Summa summarum ein „toller Einstand“ für John F. Kutil, der das Stück „spritzig-witzig auf die kleine Bühne gestellt hat.“ Und auch die Schauspieler kriegen was ab: „Allen voran Neuzugang Sabrina Rupp“, die den kleinen quirligen Pinguin „darstellerisch wie gesanglich herausragend abliefert“. Aber auch „Wenzel Brücher und Katharina Halus haben sich gewinnbringend ins Leben der Pinguine vertieft“. Und Markus Pendzialek sei „eine weiße Taube, wie sie im heiligen Buche steht“. Das Urteil: „Ein herrliches Vergnügen für Jung und Alt.“

Die Arche ist kein Kreuzfahrtschiff! So bringt es Silvia Nagl in den OÖ Nachrichten gleich auf den Punkt. Extra-Lorbeeren gibt’s für die Darsteller: „Das Schauspiel-Team hat die Körperbewegungen der tierischen Frackträger sichtlich gut studiert.“ „Sabrina Rupp als kleiner, kecker, stimmstarker und frech-rappender Pingium, Wenzel Brücher als ... pragmatischer, liebenswert tollpatschiger Spaßmacher und Markus Pendzialek als energiegeladene, chaotische Taube, ... Max Raabe nicht unähnlich.“ Doch auch die Regie sagte ihr zu: „Regisseur John F. Kutil hat an den Charakteren der Figuren gefeilt“, „eine Portion Humor und Augenzwinkern“ dazu addiert und „slapstickartigen Witz und amüsante Gesangs- Tanzeinlagen.“ „Toll gelöst das Bühnenbild von Jan Hax Halama“, Franz Flieger Stoegners Sounds findet Silvia Nagl „groovig“.

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Nachlese - Die Regeln der Lebenskunst in der modernen Gesellschaft

Montag, 10. Oktober 2011

Na Mahlzeit. Von der Wiege bis zur Bahre reicht die Kette an Regeln, Konventionen und Normen, die ein Mensch der feineren Gesellschaft beachten sollte, so er ein glückliches Leben führen will. Dies will uns jedenfalls Jean-Luc Lagarces Text weismachen, den Katharina Hofmann mit einer Portion Ironie und viel Charme auftischt. Nebenbei wird im Spiegelsaal der Redoutensäle auch noch ein 4-Gang-Menü serviert. Kultur und Kulinarik aller erster Sahne.

„Es hat ausgezeichnet geschmeckt!“, „gelungenes Theaterexperiment“,  leitet Claudia Tröster in der Samstags-Krone ein und macht Appetit: „Weit mehr als simples Menütheater“, habe Regisseur Gerhard Willert zu Wege gebracht. Die Gastgeberin bekam mit dem Titel „Idealbesetzung“ den größten Blumenstrauß überreicht. Die Zwei-Stunden-Aufgabe habe sie mit „Charme, Bravour und Eleganz“ bewältigt. Resümee: Dieses Theater-Experiment ist hervorragend gelungen.

Mariella Moshammer, die neue Kritikerin beim Neuen Volksblatt, lobt Katharina Hofmann als Gastgeberin, die „all diese Aufgaben ... bravourös gemeistert“ hat. Und zwar: „Ironisch lächelnd und dann wieder aufrichtig entzückt oder zutiefst überzeugt.“ „Kräftiger Applaus für die Gastgeberin, Willert und Chefkoch Christian Dattinger“.
   
In den OÖ Nachrichten stellt Silvia Nagl fest, dass „Gerhard Willert diese Landestheater-Produktion passenderweise an eine Festtafel verlegt“, da im Monolog ja auch alle wichtigen Lebensstationen mit Festessen verbunden seien. Katharina Hofmann sei „die energische, selbstbewusste Dame mit Temperament und Schmäh, die dieses dichte Geflecht aus Sprachfertigkeit und Witz überzeugend vor-spielt.“ Fazit: „Ein ungewöhnlicher, empfehlenswerter Theater/Speiseabend“.

Sieglinde Preidl in Die Oberösterreicherin macht ebenso Gusto auf das Stück:
Mit „Bravour, Witz, Charme und großer Sprachfertigkeit“, beseele Katharina Hofmann „Die Dame“. „Ein großartiger, empfehlenswerter Theaterabend. Viel Applaus für Katharina Hofmann, Gerhart Willert und Chefkoch Christian Dattinger vom Promenadenhof.“

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Schauspiel Premiere - Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Montag, 3. Oktober 2011



Harte Bandagen. Das mittelalterliche Ehepaar Martha und George streitet, dass die Fetzen fliegen. Edward Albees Klassiker aller Ehedramen Wer hat Angst vor Virginia Woolf? war schon in der Verfilmung mit Liz Taylor und Richard Burton ein Hit. Regisseur Peter Wittenberg bringt das erbarmungslose Stück auf die Bühne der Kammerspiele und erntete bei der samstäglichen Premiere viel, viel lauten Applaus.

Auch von Unbestechlichen mit den spitzen Federn gab es „two thumbs up“:

„Fürchterlich gut gespielter Ehekrieg“ titelte Christoph Gantner in der Kronenzeitung. Peter Wittenberg inszenierte „präzise und überzeugend“. Eine wahre Freude sei es den „fein besetzten Schauspielern“ zuzusehen. Die Rollen seien „punktgenau besetzt“, der Ablauf „präzise umgesetzt“, heißt es weiter.

Philipp Wagenhofer vom Neuen Volksblatt beschreibt die Premiere als „heftig bejubelt“. Julia von Sell „entwickelt gewaltige Intensität, ihr Spiel zeigt viele Schattierungen“; Lutz Zeidler „überzeugt als ... leidender Mann, der den Abend immer mehr lenkt“. „Wittenberg und die Darsteller halten den Fortgang bestens in Fluss“.

Silvia Nagl von den OÖ Nachrichten gefällt das Bild vom „Ringkampf“ in ihrer Besprechung des Abends. Julia von Sell sei „eine Wucht“, Lutz Zeidler „nicht weniger überzeugend“. Ein großer Erfolg beim Premierenpublikum.

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