Hurra, wir ziehen um!

Dienstag, 30. Oktober 2012

Wenn zwischen Promenade und Volksgarten täglich mehrere LKW hin und her fahren, kann das nur eines bedeuten: Die Übersiedelung der Werkstätten ins neue Musiktheater hat begonnen!

Bei einem Pressetermin am 30. Oktober 2012 zeigten Landeshauptmann Josef Pühringer, die Landestheaterspitze Thomas Königstorfer und Rainer Mennicken, sowie Kerstin Wieltsch (Leitung Dekorationswerkstätten) und Richard Stockinger (Leitung Kostümabteilungen) die Gewerke in ihrem neuen Zuhause. „Am 11. April 2013 wird der Vorhang für immer aufgehen“, eröffnet der Landeshauptmann das Pressegespräch diesmal pathetisch. „Aber bei einem Jahrhundertbauwerk wie diesem, kann man das schon so sagen!“, fügt er schmunzelnd hinzu.
Tatsächlich ist dies wahrscheinlich einer der spannendsten Momente, bei Projekten dieser Größenordnung: der Zeitpunkt an dem die Baustelle immer mehr zurückweicht und die MitarbeiterInnen des Unternehmens, ihre neuen Arbeitsplätze beziehen.
Im neuen Musiktheater, das sich in der Fertigstellungsphase befindet, stehen wir genau vor diesem Wendepunkt. Alle logistischen Vorkehrungen wurden getroffen, 2-4 LKW-Fuhren gehen pro Tag von der Promenade an den Volksgarten. So lösen Nähmaschinen die Gerüste und Sägen die Maurerkellen ab; es folgt das elektrotechnische Ab- und Anschließen der Maschinen und Geräte, die Inbetriebnahme der EDV, schließlich die Arbeitsplatzmaterialen und der heißersehnte Arbeitsbeginn in den Werkstätten, der Schneidereien und technischen Leitung. Und das schon nach Allerheiligen! Immerhin werden etwa die Bühnenbilder für die Premieren Peter und der Wolf und King Arthur bereits in den Werkstätten des neuen Musiktheaters hergestellt und anschließend an die Promenade geliefert.

„Wir treten der Realisierung und dem Eröffnungstag damit wieder einen großen Schritt entgegen“, freut sich der Landeshauptmann und Kulturreferent. Und dass dem so ist, ist auch den „Special-Agents“ Kerstin Wieltsch und Richard Stockinger zu verdanken. Die beiden Bereichsleiter waren maßgeblich an der logistischen Planung des Umzugs sowie der komplexen Implementierung der fünf Werkstätten plus Kostümabteilungen im neuen Haus beteiligt. Die 4.000 Stoffballen, die von der Promenade ins Musiktheater „rollten“ sind da noch das Geringste, lösten bei Landeshauptmann Pühringer dennoch große Begeisterung aus. „Ich bin ja ein Schneiderbub [seine Eltern besaßen einen Schneidereibetrieb; Anm.] und wir hatten 30 Stoffballen und dachten, das wären viele!“
„Die kommenden Meilensteine, die in der Fertigstellungsphase des neuen Musiktheaters aufeinander folgen sind: Der Probenbeginn der Hexen von Eastwick am 17. Dezember, die ersten Testvorstellungen gegen Ende Februar und ab März startet die Gastronomie ihren Betrieb“, gibt Thomas Königstorfer einen Ausblick auf die nahe Zukunft. „Wir sind froh, wenn am 11. April 2013 kein Gehämmere und Bohrgeräusch mehr zu hören sein wird“, setzte Rainer Mennicken ein mantra-würdiges Schlusswort.

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Nachlese Pariser Leben

In Paris müsste man sein! Mit seinem 1866 entstandenen Pariser Leben hat Jacques Offenbach eine vergnügliche, heiter-frivole Operette geschaffen, die vor Fantasie geradezu strotzt. Der richtige Stoff für die quirlige Regisseurin Adriana Altaras, wohlbekannt aus ihrer erfolgreichen Inszenierung von Rossinis La Cenerentola, die in der Saison 2010/11 am Landestheater lief. 450 Kostüme, Walzer, Tyrolienne, Galopp, Can-Can  - in Linz müsste man sein! - hieß es bei der Premiere von Pariser Leben am 27. Oktober:

Michael Wruss entdeckte für die OÖN „packende Gags“. Adriana Altaras habe versucht „diese Komödie schwungvoll zu inszenieren, was auch weitgehend geglückt ist“, so seine Einschätzung. „Marc Reibel fand mit dem flott musizierenden Bruckner Orchester den idealen Tonfall.“ Das Ensemble bezeichnet er als „sehr stimmig agierend“ und hebt Horst Lamnek als „optisch und sängerisch optimal besetzt“ hervor. Frauke Schäfer passe „als seine Gattin ideal dazu.“ Iurie Ciobanu gab einen „gewieften Gardefeu“, Matthäus Schmidlechner überzeugte „mit feiner Komödiantik“, Katerina Hebelkova war „eine Luxusbesetzung“, die „stimmlich mehr als erfreuen“ konnte. „Das tat auch Elisabeth Breuer als quicklebendige, blitzsauber in alle Höhen singende Gabrielle.“ Auch Sven Hjörleifsson mache „stimmlich und darstellerisch sehr gute Figur.“ „Viel Applaus.“

„Heißblütiges Pariser Leben“ titelt Balduin Sulzer in der OÖ Krone. „Ein Sonderlob“ hat er für „die unterhaltsamen choreografischen Elemente“ Stephan Brauers übrig. „Die Inszenierung von Adriana Altaras war um einschlägige Effekte nie verlegen.“ Auch das Bühnenbild Marcel Kellers und die Kostüme von Nina Lepilina „fanden vorbehaltlos Gefallen“. „Auf hohem Niveau verlief die musikalische Arbeit.“ Dirigent Marc Reibel „garantierte technische Qualität und schmissige Lebendigkeit“. „Glanzvoll“ der Chor, „stimmig musizierend“ Akkordeonistin Manuela Kloibmüller. „Aus den hochqualifizierten Vokalsolisten“ erwähnt Sulzer: Frauke Schäfer, Katerina Hebelkova, Elisabeth Breuer, Horst Lamnek, Iurie Ciobanu, Matthäus Schmidlechner und Günter Rainer.

„Gelungene Premiere“ kündigt sich der Tenor von Georg Höfers Besprechung schon im Vorspann an. Er schreibt im neuen Volksblatt vom „bewundernswertem Engagement aller Mitwirkenden, die mit Humor und Können einen gelungenen Abend garantieren.“ „Regisseurin Adriana Altaras überraschte durch gelungene Einfälle und ein durchgehaltenes Tempo.“ „Sehr amüsant: Iurie Ciobanu und Matthäus Schmidlechner“. „Metella, ..., war bei Katerina Hebelkova in besten Händen“. „Sehr beweglich und souverän: Horst Lamnek.“ „Frauke Schäfer stand ihm in nichts nach.“ Elisabeth Breuer: „Reizend in jeder Hinsicht.“ Der Chor: „Mit Liebe und Können bei der Sache.“ Marc Reibel am Pult des „animierten Bruckner Orchesters“ „fand den richtigen Rhythmus für die Musik Offenbachs.“

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Preview Pariser Leben

Dienstag, 23. Oktober 2012

Vive la France!
Mit seinem 1866 entstandenen Pariser Leben hat Jacques Offenbach eine vergnügliche, heiter-frivole Operette geschaffen, die vor Fantasie geradezu überbordet. Der richtige Stoff für die quirlige Regisseurin Adriana Altaras, wohlbekannt aus ihrer erfolgreichen Inszenierung von Rossinis La Cenerentola, die in der Saison 2010/11 am Landestheater lief. „Ich bin ein Offenbach Fan“, outet sie sich beim Presseinformationsgespräch im Großen Haus. Er sei „anarchisch und benimmt sich, als ob er die Operette auf die Schippe nimmt“, beschreibt sie ihre Offenbach-Rezeption. Immerhin gilt Offenbach ja als Gründer des Genres Operette. Dass er „frech mit dem Genre spielt“, mache seine Werke mitunter „frischer als manche Wiener Operette“, geht Dramaturgin Julia Zirkler d’accord. Was man von ihrer Inszenierung erwarten solle? „Ich brauche Baguettes auf der Bühne und einen Eiffelturm!“ Es reize die Regisseurin, sich mit der Frage zu beschäftigen, „wie man Opern und Operetten in die heutige Zeit überträgt“.

Bei Pariser Leben ist dabei auch die neue Textfassung von Wolfgang Böhmer sehr hilfreich, die sehr geistreich und humorvoll sei. Die Anzüglichkeiten sind nach wie vor dabei. Allerdings gäbe es „keine Nackten auf der Bühne - was wir alle sehr bedauern“, scherzt Altaras. Selbstverständlich ließe sich Erotik aber auch anders zeigen. Wir sind gespannt! Premiere am Landestheater ist am Samstag, 27. Oktober, 19.30 Uhr im Großen Haus.

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Nachlese König & König und Ephebiphobia (Angst vor Teenagern)

Montag, 22. Oktober 2012

Während draußen die bunten Blätter herunterfallen und sich weitgehend nebelgrau breitmacht, wird am Landestheater Linz fleißig an der Aufstockung des Repertoires gearbeitet. Vergangenes Wochenende wurden gleich zwei Stücke dem Publikum „übergeben“. Alexander Grubers modernes Märchen König & König feierte am Freitag, 19. Oktober im u\hof: Premiere und tags darauf wurde Tamsin Oglesbys Ephebiphobia (Angst vor Teenagern) in den Kammerspielen uraufgeführt. Wie immer mit dabei, unsere fleißigen Leute von der Zeitung:
   
„Die flotte Linzer Fassung peppt Asli Kislal mit allerlei Zeitkolorit und Songs auf“, formuliert Elisabeth Rathenböck in der Kronenzeitung. „Prinz Schöngeist wird von Wenzel Brücher sensibel charakterisiert; Katharina Stehr ist eine resolute Königin Mutter.“ Karin Schütze von den OÖN hebt die „zeitgeistige Regie von Asli Kislal“ hervor. Es sei eine „flotte, frische Stunde mit Witz zu erleben, in die sich das Publikum lebhaft einbringt und dabei von den spontan reagierenden Darstellern“ - hier macht sich das Training für den Theatersport schon bemerkbar ;-) - „unterstützt wird.“ „Katharina Stehr ist eine resolute, beherzte Königin, Wenzel Brücher der sensible, etwas introvertierte Prinz, Markus Pendzialek der komplizierte, unbeholfene Diener Nebelknecht.“ Positiv wird auch „der schmissige Musik-Mix“ von Uwe Felchle erwähnt.

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Vom Theater für junges Publikum, nun zur „Angst vor Teenagern“. Die Presse zeigte sich unisono begeistert von der Uraufführung des Zeitstücks Ephebiphobia von Tamsin Oglesby:

„Pubertät als Theaterereignis“ titelt Milli Hornegger in der Krone. „Ein grandioses Stück, famos übersetzt, glänzend inszeniert!“ „Verbal und spielerisch ein Ereignis!“ Bettina Buchholz sei „glänzend“, Klaus Köhler „fabelhaft“, Katharina Wawrik „eine Wucht“. Und das Fazit: „Zwei Stunden intelligente Unterhaltung, über die es Spaß macht nachzudenken.“

Philipp Wagenhofer benennt im neuen Volksblatt die Inszenierung „flott, humorvoll und eindringlich“. Die Videoprojektion von Johannes Lindtner findet er schlicht „köstlich“. - Ein kleiner Insider-Joke, den alle, die im Stück drinnen waren sofort verstehen und alle anderen, tja die sollten unbedingt rein gehen! „Katharina Wawrik gelingt es ... abwechselnd renitente und sensible Heranwachsende überzeugend darzustellen.“

Gänzlich überzeugt ist auch Silvia Nagl, die in den OÖN von einer „umjubelten Uraufführung“ berichtet. „Tamsin Oglesby [Autorin; Anm.] verfügt über jene so erfolgreiche Qualität der well-made play-Stücke britischer Autoren wie Albee oder Pinter.“ „Klug, ironisch, mit trockenem britischem Humor.“ „Christian Wittmann bringt all das in die dementsprechende deutschsprachige Fassung.“ „Ein großartiger Theaterabend, bei dem einfach alles passt.“ „Christian Wittmann geht mit den Stückfiguren exakt um, formt starke Charaktere und Typen.“ „Klaus Köhler ist eine absolut geglückte Studie zwischen locker-jovialem und dann wieder überfordertem Vater.“ „Großartig wie er zwischen ernst, komisch und bitterböse-schmallippig mit messerscharf schneidender Stimme agiert.“ Über Bettina Buchholz: „Endlich wieder einmal eine große Rolle für diese außergewöhnliche und textdeutliche Schauspielerin.“ Katharina Wawrik habe einen „beachtlichen Einstand“. Es gäbe „Identifikationsmöglichkeiten für jeden auf vielerlei Ebenen das ist Theater für mehrere Generationen.“

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Nachlese Zaubernacht / Die sieben Todsünden

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Marianne Faithfull „weillt“ in Linz. Bei der Premiere des Ballettabends Zaubernacht / Die sieben Todsünden (Musik Kurt Weill/Text Bertolt Brecht; Choreografie von Jochen Ulrich und Fabrice Jucquois) kochte die Pop-Diva und Rockstar-Muse, die auch renommierte Weill-Interpretin ist, das ausverkaufte Große Haus mit ihrem rauen Timbre ein:
   
„Minutenlanger Applaus“, eröffnet Milli Hornegger ihre Besprechung in der Krone. Der Ballettabend sei durch Marianne Faithfull „veredelt worden“, heißt es weiter. „Dennis Russell Davies sorgt für wunderbare Töne aus dem Orchestergraben“; „Gottfried Pilz gestaltet die Bühne mit einem beeindruckend spiegelnden Baldachin“.

Andrea Amort schreibt im Kurier von einem „expressiv gestalteten Bilderbogen“ und „Davies bringt die Faithfull zur Geltung“.

„Marianne Faithfull (...) eroberte (...) die Herzen des Publikums“, lässt das Neue Volksblatt die Leser schon am Titel wissen. Im inneren des Blatts formuliert es Christine Grubauer so: „Triumph für eine Pop-Ikone auch im Ballett“. Zu Zaubernacht: „Das Publikum war hingerissen von solchem Zauber.“ Zu Faithfull: „alles überstrahlende, in faszinierender Schlichtheit die Geschicke kommentierend“. „... es regnete Applaus und Bravo-Rufe.“ Und die finale Empfehlung: „Ein Abend, den man keinesfalls versäumen sollte!“

Als „spannenden Ballettabend“ charakterisiert Silvia Nagl die Premiere in den OÖN. „Marianne Faithfulls Performance vermag zu fesseln“; Anna Štĕrbová stellt sie „unvergleichliche Eleganz und Ausdrucksstärke“ aus und bezeichnet sie als „tanzende Schauspielerin von höchster Qualität.“ Gottfried Pilz’ Bühnenbild verbindet optisch beide Teile und gibt faszinierende Spiegel-Einblicke“.

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Nachlese Theatersport und Stella

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Ein premierenstarkes Wochenende liegt hinter uns: Am Samstag, 6. Oktober „premierte“ Theatersport als neues Format am Landestheater Linz und eröffnete gleichzeitig die Saison im u\hof: Theater für junges Publikum mit einem riesen Tusch und extrem guter Stimmung - allerdings in den Kammerspielen. Tags darauf wurde mit Stella ein Werk aus Goethes jungen Jahren auf die Bühne des Eisenhand gebracht, das in seiner kammerspielhaften Struktur und mit den sich verausgabenden Spielern Gänsehautfeeling erzeugte. Apropos Gans: Kritiken gab es naturgemäß auch viele - Gänse wurden dafür aber keine gerupft, denn anders als in Goethes Zeiten, läuft die Entstehung eines Textes heute relativ tierfrei ab:
   
„Der Auftakt ist gelungen“, beschreibt Claudia Tröster, Kronenzeitung die erste Premiere des Theatersports in den Kammerspielen. „Der Star des Abends war John F. Kutil als Moderator, Schiedsrichter und Regisseur“, heißt es weiter. „Experiment gelungen“ - das erfreuliche Fazit.

Silvia Nagl von den OÖN ist über die Maßen überzeugt von den sportlichen Aktivitäten in den Kammerspielen: „Wetten, dass sich dieses neue Angebot am Landestheater Linz zum Publikumsrenner entwickeln wird?“ schreibt sie gleich zu Beginn in ihrer Besprechung. John F. Kutil „führte charmant und humorvoll durch den Abend“; „so viel gelacht wurde schon lange nicht mehr in den Kammerspielen.“ Und auch die Musik bekommt ihren Raum: „Souverän begleitet vom Mann am Klavier, David Wagner.“

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„Keine Spur von Trauerspiel“ entdeckte Claudia Tröster von der Kronenzeitung in Johannes von Matuschkas Inszenierung von Goethes Stella. Er machte Stella „zu einem Fest der Liebe“. Die Titelrolle werde von „Katharina Vötter mit Bühnenpräsenz dargestellt“. „Cäcilie, ..., souverän: Katharina Hofmann“. „Gedanken an Selbstmord“ lasse Matuschka gar nicht erst aufkommen - ist doch gut so, oder?!

Für Andreas Hutter, Kultur-Ressort-Chef des neuen Volksblatts lieferte Christian Manuel Oliveira eine „starke Vorstellung“ in Stella, die sich „nicht verflüchtigt hat.“ „Mit den beiden Katharinas, Vötter und Hofmann, waren zwei große Stützen des Schauspielensembles am Werk“, bedenkt er auch die weiblichen Darstellerinnen mit Lob. Vötter spiele sich als Stella „die Seele aus dem Leib, lieferte den Parforceritt einer verzweifelt Liebenden ab.“ Henriette Schmidt spiele die Lucie „mit wenig Text ausdrucksstark“. Fesch!

Und last but not least betont Silvia Nagl in den OÖN „Da kommt die wunderbare Sprache, von den Akteuzren deutlich und schön dargebracht, voll zur Geltung.“ „Oft gelingen Bilder und Szenen von faszinierender Schönheit, betörender Intimität und beeindruckender Symbolik...“. „Viel Applaus für das intensiv, energievoll und auch berührend agierende Schauspielteam.“ - Um’s mit Goethe zu sagen: „Mehr nicht!“

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Preview - Die sieben Todsünden und Zaubernacht

Montag, 8. Oktober 2012

Ein Pressegespräch der besonderen Art fand heute im Unteren Vestibül der Linzer Kammerspiele statt. Very special Guest: Marianne Faithfull!

Bei der heutigen Pressekonferenz verkündete Intendant Rainer Mennicken, dass die Ballett-Premiere aufgrund einer Erkrankung des Ballettdirektors Jochen Ulrich ohne diesen stattfinden muss. "Wir sind eine solidarische Gemeinschaft am Theater und haben die Arbeit an Die sieben Todsünden und Zaubernacht in Jochen Ulrichs Sinne weitergeführt",  so Mennicken. Ulrich hatte bereits vor über einem Jahr mit den Arbeiten an diesem Ballettabend begonnen, "diese Linien, die er vorgegeben hat, wurden durch das Team weitergezeichnet", erklärt Intendant Mennicken. Die Aufgabe den Abend zu Ende zu gestalten hat Tänzer und Choreograf Fabrice Jucquois übernommen, den eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit mit Jochen Ulrich verbindet.

Für die Besetzung der Sängerin ist dem hochkarätigen Leading-Team aus Bruckner Orchester-Chefdirigent Dennis Russell Davies und Ballettdirektor Jochen Ulrich ein Coup der besonderen Art gelungen: Marianne Faithfull, ihres Zeichens Pop-Ikone, Filmstar, Rockstar-Muse und nicht zuletzt renommierte Weill-Interpretin, wird als „Anna I“ am Landestheater Linz zu erleben sein. "Es ist eine exorbitante Sache, dass sie für die Proben und die Vorstellungen zur Verfügung steht", freut sich Mennicken.

Einmal mehr war Bruckner Orchester Chefdirigent Dennis Russell Davies der Kontaktmann, der Faithfull vor einigen Jahren bei einer Veranstaltung in New York City kennengelernt hatte. Nach gemeinsamen konzertanten Auftritten mit dem Bruckner Orchester Linz, markiert das Ballett Die sieben Todsünden die erste szenische Zusammenarbeit. "It's a dream come-true", schwärmt Marianne Faithfull im Rahmen des Pressegesprächs.

Auf die Frage was ihre persönliche „Todsünde“ sei, sagt sie: „Pride“, der Stolz. „After I got busted by the FBI and the MI 5 [Marianne Faithfull stand in den 1970ern wegen Drogenbesitzes unter Verdacht; Anm.], I needed pride to come back, to get better and better and to accomplish what I wanted”, reflektiert sie. Über die Produktion und ihre Zeit am Landestheater Linz: “The cast, Fabrice Jucquois, Gottfried Pilz, the orchestra - everybody is wonderful“. Über ihre Figur Anna I:  “I like strong female characters and Anna is a very strong woman - though not always in a nice way.” Über ihr Schwalbentattoo am Handgelenk: „I had it done when I was 19 years old. It means freedom.” Und nervös ist die Lady noch vor jedem Auftritt: “I’m still nervous anytime I go on stage but I think it’s a good thing, because it makes you more alert.” Zu Österreich fällt ihr ein: “I love the culture and the gentleness about Austria.” „Austria is a very friendly and elegant place.“ Und etwas Weltlicher: „And the food!“

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Nachlese „Kaufmann von Venedig“ und „Die Stühle“

Samstag, 6. Oktober 2012

Schlag auf Schlag folgen die Premieren im Linzer Landestheater aufeinander. Zuerst stand am Donnerstag, dem 27. September, Die Stühle von Ioncesco auf dem Programm:

„Großes Theater auf einer kleinen Bühne, reduziert auf zwei hervorragende Schauspieler“, schwärmt Claudia Tröster in der Kronen Zeitung über die „sehenswerte Premiere“. „Die Doyens des Linzer Ensembles, Eva-Maria Aichner und Thomas Kasten, besetzen ihre Rollen mit Überzeugungskraft.“

Mariella Moshammer vom Neuen Volksblatt beschreibt in ihrer Kritik das Stück und seine kleinsten Details: „Nicht die Leere, sondern die Hoffnung bleibt, auch wenn die Alten tot von der Insel baumeln. So führt man absurdes Theater wirklich ad absurdum. Das Premierenpublikum schenkte (…) anhaltenden Applaus!“

„Die Maskenbildner haben gute Arbeit geleistet und das Schauspiel-Duo (…) optisch enorm altern lassen, (…)von unaufdringlicher Schönheit die Wasserspiegelung von Valentin Huber“ lobt Silvia Nagl von den Oberösterreichischen Nachrichten Bühne und Maske. „Verena Koch (…) zeigt eine teils berührende Liebesgeschichte.“

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Am Samstag darauf, dem 29. September, fand die Premiere von Der Kaufmann von Venedig von Shakespeare, Deutsch von Willert, statt. Hier die verschiedenen Meinungen der Kritiker:

Claudia Tröster aus der Kronen Zeitung. „Eine äußerst stimmige Aufführung, die Shakespeares Geist erahnen lässt. Großer Applaus für Regie, Ensemble und Ausstattung!“

Norbert Mayer schreibt in der Presse: „Die Inszenierung beschert einen eigenwilligen Mix modischer Einfälle und schöner Traditionen.“ Novotny und Richter können mit ihren Gags positiv auffallen. „Die Kästchen-Proben sind wie in einem Zaubermärchen inszeniert, das ist gut so.“

Ganz viel Lob erhält das Ensemble von Philipp Wagenhofer im Neuen Volksblatt, der es schön findet, dass Willert „eine komplexe Geschichte auf ihre wesentlichen Elemente fokussiert.“ Bühne und Kostüme werden ausgiebig gelobt und „Thomas Bammer als schwermütiger Antonio und Lutz Zeidler als Rache suchende Shylock sind großartige Kontrahenten“. Es folgen noch weitere positive Bemerkungen über das Schauspielensemble. Gesamt gesehen ist die Inszenierung ein „zeitgemäßes Konglomerat“ und eine „gelungene Interpretation“.

Anerkennungen von Silvia Nagl von den Oberösterreichischen Nachrichten gibt es insbesondere für Barbara Nowotny: „Sie erweist sich wieder einmal als Schauspielerin, die sprachlich als auch darstellerisch mit selbstverständlicher Natürlichkeit zu überzeugen vermag.“ Zusammenfassend meint sie: „Zwei Stunden kurzweilige Spielzeit, in denen viel Kluges und Amüsantes zu hören ist und manch schöne Bilder zu sehen sind.“

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(rice)

Ein gelungener Theaternachmittag mit Engelchen und Bengelchen

Dienstag, 2. Oktober 2012


Mord, Liebe, Tugend und Sündhaftigkeit – bei Rigoletto kollidiert nun alles miteinander und vermengt sich, nicht ganz reibungslos, zu einer nicht so recht unterscheidbaren Masse, in der man kein Gut und ebenso wenig ein absolutes Böse erkennen kann. Außer Gilda und dem Herzog, Erstere ist das bildhübsche, gläubige und naive Engelchen, der Andere jedoch das negative Gegenstück. Myung Joo Lee brillierte als Gilda, aber auch ihr Bengelchen, Pedro Velázquez Díaz, ging vollkommen in seiner Rolle des Herzogs von Mantua auf. Darüber hinaus darf natürlich eine ganz bestimmte Person, die die ganze Oper prägt, nicht vergessen werden: nämlich Gérard Kim, der seine Aufgabe, den Rigoletto darzustellen, mit Bravour meisterte.
Die Musik, bekannt aus der Werbung, deren Melodien uns tagtäglich umspielen und sich somit unbemerkt in unser Gehör einschleichen, verzaubert durch gefühlvolle und herzzerreißende Klänge, die die Sonne ins Herz scheinen oder genauso ein Gewitter über das Geschehen senken lassen.
Dies alles spielt letztendlich zusammen und lässt zu dem Schluss kommen, dass es wahrlich mehr als nur gelungener Theaternachmittag war. Daumen hoch!
Jackie McNichol

Preview – „Theatersport“ und „Stella“

Montag, 1. Oktober 2012

Es ist Herbst und die Premieren schießen am Landestheater Linz derzeit aus dem Boden wie die Schwammerl. Kommenden Samstag, 6. Oktober heißt es Anpfiff für Theatersport -  Impro-Theater mit dem u\hof: Theater für junges Publikum und Landestheater Schauspielern in den Kammerspielen. Am Folgetag wird Stella, eines von Goethes frühen Werken im Eisenhand aufgeführt. In den Presseinformationsgesprächen verrieten die künstlerischen Leitungsteams schon allerhand  Hintergrundinfos:

Spontan sein ist alles! Und deshalb eröffnet u\hof: Chef John F. Kutil die u\hof: Theater für junges Publikum-Saison mit der Improvisations-Show Theatersport. "Wir spielen klassischen Theatersport mit zwei Mannschaften, die gegeneinander antreten im Improvisieren", so Kutil, der selbst als "Urgestein" in diesem Theatergenre gilt und seit mehr als einer Dekade in verschiedenen Impro-Kollektiven mitgewirkt hat. Ein Argument Theatersport auf den Spielplan zu setzen war, "eine Impuslveranstaltung für diejenigen zu sein", die noch nicht mit dieser speziellen Form von Bühnenshow in Berührung gekommen seien.

Auf der Bühne stehen die vier u\hof: Ensemblemitglieder Sabrina Rupp, Markus Pendzialek, Wenzel Brücher und - neu im Team - Katharina Stehr. Mit dabei sind auch Angela Šmigoc und Manuel Klein aus dem Schauspiel-Ensemble. John F. Kutil: "Beim Theatersport sind dieselben Theatergesetze einzuhalten um zu einer guten Szene zu kommen." Improvisation sei ein "gutes Handwerkzeug für jeden Schauspieler", spricht der Regisseur und Schauspieler aus eigener Erfahrung.  Das Um und Auf dabei sei, dass man "wach ist für den Moment und den Partner auf der Bühne" - sei es nun der Pianist, der die Show begleitet oder die Co-DarstellerInnen.

Dido Victoria Sargent konzentriert sich bei der Ausstattung auf das zusammengesetzte Substantiv "Theater-Sport". So erinnert die Bühne an einen Sportplatz inklusive Show-Vorhang und die Kostüme sind eine Mischung aus Sportklamotten und Abendgarderobe.

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Viel Lärm um Stella.  Mit Stella steht eines von Goethes frühen Stücken auf dem Spielplan des Landestheaters, verfasst in Frankfurt vom damals noch als Anwalt tätigen Johann Wolfgang. Mit seinem unkonventionellen Vorschlag einer Ehe zu dritt hatte das Stück zu seiner Entstehungszeit 1775 große Wogen der Empörung geschlagen. "Aufführungstauglich" wurde es erst 30 Jahre später 1805 in Weimar, als Goethe auf Anraten Friedrich Schillers, den Schluss zur Tragödie umschrieb.

Regisseur Johannes von Matuschka zieht in seiner Inszenierung "den Fokus eng und dicht und versuche die Figuren dem Zuseher sehr nahe zu bringen". In dieser intimen Situation, die die kleine Bühne des Eisenhand begünstigt, will von Matuschka eine "Sensibilisierung der Sinne" schaffen. Dabei verlässt er sich nicht allein auf die expressive Sprache, von der das Stück lebt, sondern hat einen "Geräuschemacher" engagiert, der dem Publikum sozusagen Ohren machen soll. Eben dieser, Max Bauer, Mitglied einer vom Aussterben bedrohten Zunft, hilft das "Hören im Bühnenerleben zu schärfen und neu zu entdecken".

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