Neues von den Jungkritiker_Innen

Freitag, 21. März 2014

Hier der Beitrag von Carolin Obermüller zur aktuellen u\hof: Eyecatcher



Wer will nicht gerne ein Held sein? Von den Guten geliebt und den Bösen gefürchtet. Eine Legende. Doch was macht einen Helden eigentlich aus? Und ist die Welt wirklich so leicht in schwarz und weiß, Gut und Böse zu unterteilen? Diese spannenden Fragen stellt sich der englische Dramatiker Richard Hurford in seinem Stück „Eyecatcher“, das derzeit am u\hof: läuft.


Die alte griechische Sage von Perseus und der Medusa – neu aufbereitet! Hier kurz zum Inhalt des Stückes: Die drei, nun ja, nicht sehr ansehnlichen Schwestern Grim, Gris und Gru – auch die „Graien“ genannt – leben in einer Höhle fernab jeglicher Zivilisation, wo sie ihre vierte Schwester, die Medusa, hüten. Diese wurde zum Schutz ihrer selbst und anderer weggesperrt. Die drei Graien teilen sich ein Auge, das sie abwechselnd tragen. Eines Tages erscheint der junge Perseus in ihrem Zuhause. Er muss einem grausamen König, der seine Mutter gefangen hält, das Haupt der Medusa bringen. Mit List und Tücke erschleicht er sich die Sympathie der Graien und tötet Medusa am Schluss, überzeugt davon, das Richtige getan zu haben. Die drei Hinterbliebenen jedoch trauern um ihre tote Schwester und beklagen den Verlust. Sie beschließen, wie Perseus loszuziehen und ihre Version der Geschichte zu erzählen. 


Obwohl die Aufführung nur ca. eine Stunde dauert, fehlt es ihr an nichts. Der alte Sagenstoff wird gekonnt zum Leben erweckt, und die Inszenierung überzeugt mit Witz, grandiosen Darstellen sowie großartigen Kostümen und einem hervorragendem Bühnenbild. 


Markus Pendzialek ist als Perseus herrlich selbstverliebt und nicht von seinen Vorstellungen von der Welt abzubringen, Wenzel Brücher, Sabrina Rupp und Katharina Stehr sind als die Graien schaurig anzusehen und tun einem doch furchtbar leid, als sie am Ende ihre verlorene Schwester beweinen. 
Die Musik ist stellenweise etwas zu laut, aber da sie der Dramatik erst richtig Ausdruck verleiht, ist das durchaus zu verzeihen. 


Großteils lustig, wird doch immer wieder mahnend der Zeigefinger erhoben. Die Frage nach dem „wahren Helden“ bleibt einem im Gedächtnis. Und man merkt, dass es so gut wie nie einfach nur Gut und Böse gibt. Meistens gibt es nämlich zwei Seiten ein und derselben Geschichte. In diesem Sinne: Eyecatcher ist kein reines Kinderstück – es ist geeignet für alle Altersgruppen, denn wir alle sollten unsere moralischen Ideale hin und wieder hinterfragen.